Don't Touch. Please!

Bernd Haussmann:
"Werners Erinnerung an sein Leiden ist nicht meine Erinnerung an sein Leiden. Die Wahrheit von damals gibt es nicht mehr " es gab sie nie. An was wir uns erinnern sind kreative Neu-Erfindungen unseres Bewusstseins. Aber Spuren gibt es noch, die Narben auf Werners Koerper und die im Denken. Spuren der Angst, der Hilflosigkeit, der Scham, des Ausgeliefertseins, der Verzweiflung, des in sich Gefangenseins, des Hoffens... Wenn wir im Jetzt sein koennten, dann waeren wir immer da. Die Kunst ist ein Versuch dahin."

Werner Trotter:
Bei meinen Recherchen ueber den Einsatz- und Wirkungsbereich des Erbe Kurzwellen-Erbotherms wurde ich unvermittelt zurueckversetzt in die Zeit um mein 30. Lebensjahr. Er ist das Sinnbild meines Rueckenleidens, das mich seit dieser Zeit begleitet. Nach einem ersten Bandscheibenvorfall mit anschließender OP erlitt ich zwei Jahre spaeter einen weiteren. Verschiedene Behandlungen folgten, darunter auch Therapie in Form von Mikrowellenbehandlung mit Geraeten, die auf den Grundlagen des Erbe Kurzwellen-Erbotherms basierten. Aufgrund mangelndem Erfolgs der konservativen Therapien folgte eine zweite, groessere OP mit Versteifung des unteren Lendenwirbelbereichs. Waehrend des Heilungsprozesses trug ich vier Monate lang ein Gipskorsett vom Hals bis zum Oberschenkelbereich, anschliessend ebenso lange ein Korsett aus Kunststoff.

In dieser Zeit unterstuetzte mich auch mein Kuenstlerfreund Bernd Haussmann, damals noch in Deutschland lebend, in grossem Masse. Aus diesem Grund ist er mit seiner Malerei Teil dieser Dialog-Arbeit. Darin sollen die Enge des starren Korsetts, die Unbeweglichkeit, die schmerzhaften Verspannungen, die Haerte des Materials, die Unberuehrbarkeit grossflaechiger Koerperregionen und die daraus resultierenden psychischen Auswirkungen zum Ausdruck kommen. "Alles was wir fuehlen, riechen, sehen, schmecken, hoeren, denken ist das Produkt unseres Bewusstseins, all unserer Sinne, Erfahrungen, Praegungen. Was wir als Wahrheit empfinden haben wir uns selbst geschaffen. Die Qualitaet unseres Daseins bestimmen wir selbst. Die beiden Arbeiten sind nur Abbild, Symbol, offen, roh, improvisiert, unfertig, Annaeherung und nur im besten Fall, im aktiven Dialog mit dem Betrachter, sich selbst. Sie sind ein exemplarischer Versuch ueber das Medium der Kunst Erinnerung wiederzufinden. Nicht die Dokumentation einer Krankheit, auch keine Aufbereitung, wie Werner sagt, sondern das Dokument eines kuenstlerischen Dialogs, die Erinnerung an eine Erfahrung von innen und von aussen.